Zu seinem Leben
Viktor Emil Frankl (1905-1997) ist ein österreichischer Neurologe und Psychiater, der die Logotherapie und Existenzanalyse – verzeichnet auch als die Dritte Wiener Schule der Psychotherapie – gegründet hat. Zur Biographie Frankls sei auf die folgende einschlägige Literatur verwiesen:
- Frankl, Viktor E.: Was nicht in meinen Büchern steht. Lebenserinnerungen, Quintessenz, München 1995.
- Frankl, Viktor E., ...trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, Dtv, München, 232003.
- Frankl, Eleonore – Batthyany, Alexander – Pezold, Juliane – Czernin, Marie – Vesely, Alexander: Viktor Frankl Wien IX: Erlebnisse und Begegnungen in der Mariannengasse 1, Tyrolia, Innsbruck 2005.
- Klingberg, Haddon Jr: Das Leben wartet auf Dich. Viktor und Elly Frankl, Deuticke/Zsolnay, Wien 2002.
Elisabeth Lukas (*1942), die bekannteste Schülerin von Frankl, verweist in ihrem Lehrbuch der Logotherapie auf die Behauptung, dass die Logotherapie „das letzte vollständige System in der Geschichte der Psychotherapie“ sei, das „als Heilkunde auf einem ausgefeilten Welt- und Menschenbild aufruht“. Frankl selbst formuliert nämlich bewusst in seiner These über die Theoriebildung in der Psychotherapie: „Tatsächlich spielt sich jede Psychotherapie unter einem apriorischen Horizont ab. Immer schon liegt ihr eine anthropologische Konzeption zugrunde, mag sie der Psychotherapie noch so wenig bewusst sein.
Es gibt keine Psychotherapie ohne Menschenbild und Weltanschauung“. In diesem Sinne besteht das Anliegen der Existenzanalyse als „anthropologischer Explikation personaler Existenz“ gerade darin, „das unbewusste, implizite Menschenbild der Psychotherapie bewusst zu machen, zu explizieren, zu entfalten, zu entwickeln, nicht anders, als wie ein Lichtbild entwickelt und so erst aus der Latenz geholt wird“. Eine inhaltliche Reflexion der Gesamttheorie der Existenzanalyse und Logotherapie zeigt, dass sie als ‚angewandte Anthropologie’ in Bezug auf andere Psychotherapien einen ergänzenden und integrativen Einfluss ausübt. Denn die existenzanalytische Forschungsrichtung – folgt man Frankl – „will ergänzen, zu einem wahreren Bild vom ‚ganzen’ Menschen ergänzen – vom Menschen als im Wesen geistiger Existenz. Was sie jedoch nicht will, ist etwa die früheren Psychotherapien ersetzen: sie will sie nur überhöhen, überbauen. Und damit erscheint auch der Einwand und Vorwurf entkräftet, wir versuchten, einen Hausbau beim Dach zu beginnen: In Wirklichkeit wollen wir bloß nicht beim Unterbau oder bei irgendeinem Stockwerk zu bauen aufhören, sondern das ‚Ganze’ unter ‚Dach’ bringen“.